Wie bei anderen Tumorerkrankungen wird anhand der Ausbreitung des Tumorleidens eine Stadieneinteilung vorgenommen. Entscheidende Kriterien sind insbesondere der Befall von Lymphknoten im Bauchraum (Retroperitoneum) sowie die Entwicklung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen, bevorzugt der Lunge und der Leber. Vereinfacht wird bei Hodentumoren ohne Hinweis auf Metastasierung vom Klinischen Stadium I gesprochen. Finden sich retroperitoneale Lymphknotenmetastasen liegt ein Klinisches Stadium II vor. Die höheren Tumorstadien sind durch Befall der Lymphknotenstationen im Mediastinum bzw. Vorliegen von Fernmetastasen charakterisiert.
Am Beginn steht immer die Entfernung des erkrankten Hodens. Die weitere Behandlung richtet sich nach der histologischen Charakterisierung des Hodentumors, der Bestimmung des Klinischen Stadiums sowie der Blutspiegel der Tumormarker bzw. ihrem zeitlichen Verlauf.
Bei Seminomen des Klinischen Stadiums I und II kommen nach der operativen Entfernung des tumortragenden Hodens mehrere zusätzliche Therapieoptionen zum Tragen. Neben einer aktiven Überwachung sind dies die Bestrahlung oder auch eine Chemotherapie. Insbesondere im Klinischen Stadium I und II können so weit über 95 Prozent der erkrankten Männer von ihrer Tumorerkrankung geheilt werden. Die Behandlung ist in diesen Stadien sehr individuell und bedarf einer engen Abstimmung zwischen Behandler und Patienten.
Nichtseminome weisen eine deutlich schlechtere Sensibilität gegenüber der Strahlentherapie auf. Wurde ein Stadium I eines nichtseminomatösen Hodentumors festgestellt, so ergeben sich folgende Behandlungsmöglichkeiten nach radikaler Entfernung des betroffenen Hodens:
- operative Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum (Retroperitoneum)
- Einsatz einer Chemotherapie als alleinige Zusatzbehandlung
- engmaschige Verlaufskontrolle (Risiko eines Krankheitsprogresses bei ca. 20 Prozent)
Im Stadium II sind wiederum unterschiedliche Behandlungsstrategien denkbar:
- operative Entfernung der retroperitonealen Lymphknoten und nachfolgend eine Chemotherapie als Zusatzbehandlung
- Chemotherapie und je nach Befundentwicklung nachfolgend operative Entfernung der retroperitonealen Lymphknoten
Welche Behandlung im Einzelfall zu empfehlen ist, muss von einem in der Behandlung von Hodentumoren erfahrenen Arzt anhand der durch die Diagnostik gewonnenen Parameter entschieden werden.
Im Stadium III ist nach radikaler Hodenentfernung stets eine – eventuell auch intensivierte – Chemotherapie einzusetzen.
Auch bei Nichtseminomen kann durch die oben genannten Kombinationsbehandlungen der überwiegende Teil der erkrankten Männer von der Tumorerkrankung geheilt werden. Die Langzeitheilungswahrscheinlichkeit ist dabei naturgemäß vom Stadium der Erkrankung zum Diagnosezeitpunkt abhängig.
Alle genannten Behandlungen (Bestrahlung, Chemotherapie, operative Entfernung der Lymphknoten im Bauchraum) können zur vorübergehenden, aber auch zur dauerhaften Zeugungsunfähigkeit führen. Bei eventuell bestehendem Kinderwunsch ist mit dem Patienten vor Einleitung der Therapie die Möglichkeit einer Konservierung von Sperma zu besprechen.