„Wie schätzen Sie die zukünftige Rolle des Da Vinci SP in der Chirurgie ein? Gibt es spezielle chirurgische Bereiche, in denen der Single-Port-Roboter besonders viel Potenzial bietet, und wie könnte er Ihrer Meinung nach die chirurgische Praxis weiter verändern?“
Die roboter-assistierte Single-Port-Chirurgie ist ohne Zweifel der nächste große Schritt in der Weiterentwicklung minimalinvasiver Verfahren. Der da Vinci SP ist dabei das erste seiner Art und markiert einen Meilenstein, auch wenn wir uns noch am Anfang dieser Entwicklung befinden. Das System wird sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln: Neue Instrumente und Technologien werden das Einsatzspektrum kontinuierlich erweitern und die Anwendungen noch effizienter machen.
In der Viszeralchirurgie sehe ich enormes Potenzial, vor allem bei Eingriffen im engen Raum, wie z.B der Mastdarmchirurgie, bei ausgeprägten Verwachsungen oder transanalen Eingriffen. Hier bietet die präzise Steuerung und die minimalinvasive Arbeitsweise des SP klare Vorteile. Aber auch bei großen onkologischen Eingriffen wie der Hemikolektomie rechts, bei der der gesamte rechtsseitige Dickdarm nun durch einen einzigen kleinen Schnitt in der Bikinizone erfolgt, sind die Vorteile offensichtlich: Die Patienten haben weniger Schmerzen, erholen sich schneller und können rascher wieder in die Häuslichkeit entlassen werden. Diese Entwicklungen könnten so manches perioperatives Management weiter revolutionieren und vielleicht auch den ein oder anderen Eingriff ambulant umsetzbar machen.
Es muss jedoch auch betont werden, dass der da Vinci SP kein Einsteigergerät ist. Die Handhabung erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und Expertise in der roboter-assistierten Chirurgie. Kliniken, die sich mit dem Einsatz solcher Systeme befassen, werden zunächst mit Multiport-Systemen starten müssen, um das notwendige Know-how aufzubauen.
Der Weg zu einer breiten Etablierung wird also Zeit brauchen. Aber hier in Eisenach haben wir diesen Weg bereits begonnen – und wir sind stolz darauf, die Zukunft der Chirurgie aktiv mitzugestalten.