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Unser Namensgeber

PROF. DR. MAXIMILIAN NITZE - Begründer der modernen Urologie

Leben und Wirken von Maximilian Nitze beginnt in Berlin. Seine Gymnasialzeit absolvierte er in Wernigerode, wo er 1869 das Maturitätszeugnis erhielt. Er studierte an den Universitäten in Heidelberg, Würzburg und Leipzig und erhielt in Leipzig 1874 sein Staatsexamen. Im gleichen Jahr promovierte er. 1875 begann er als Assistent am städtischen Klinikum in Dresden in der inneren Abteilung und arbeitete dort mit einem ebenfalls herausragenden Urologen und Mitbegründer der modernen Urologie, Felix Martin Oberländer (1851 – 1915), zusammen. Während seiner weiteren Tätigkeit hatte er auch Kontakt mit dem Gynäkologen Justus Schramm-Vogelsang, der als erstes die Diaphanoskopie bei den Beckenorganen der Frau nutzte. Er verwandte damals die sogenannte Bruck-Beleuchtungsmethode, die der Mediziner Julius Bruck 1867 erstmals zur Detektion erkrankter Zähne zum Einsatz brachte. Verwendet hat er damals einen wassergekühlten Platingrad, der elektrisch erhitzt wurde. Relativ früh in seiner medizinischen klinischen Ausbildung begann Nitze bereits 1876 mit seinen ersten Arbeiten zur Zystoskopoptik mit dem Dresdner Messerschmied und Feinmechaniker Wilhelm Heinrich Deicke. Verwendet wurden damals Optiken, die zusammen mit Louise Benesch vom physikalischen Institut der Universität Berlin entwickelt wurden. Am 2. Oktober 1877 demonstrierte Nitze erstmals das von ihm entwickelte Urethro- und Zystoskop an einer Leiche vor dem königlich sächsischen Landesmedizinalkolloquium in Dresden. Dieser Tag gilt als Geburtsstunde der modernen Urologie.

Für die Weiterentwicklung seines Instrumentes wandte er sich damals an den Wiener Instrumentenbauer Josef Leiter (1830 – 1892), mit dem er nachfolgend technische Verbesserungen an diesem ersten Zystoskop vornahm. Es wurden dabei Winkeloptiken einer Wiener Firma eingesetzt, um die Harnblase auch im abgewinkelten Blickfeld besser beurteilen zu können. Das damals entwickelte sogenannte „Kystoskop Nr. 1“ demonstrierte Nitze am 9. Mai 1879 erstmals in der Öffentlichkeit und beantragte gleichzeitig Patente in Deutschland, USA, Frankreich und Österreich. Ein Jahr später wurde von ihm dieses Instrument auch erstmals auf dem 9. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Dresden demonstriert.

Spitze des Kystoskop

Spitze des „Kystoskop Nr. I“ von 1887 mit Mignonlämpchen im Vergleich mit Platindraht (Glühlampe: 1879 durch Thomas Alva Edison, 1847-1931) Quelle: „Kystoskop Nr. I“ Reuter & Reuter 1988, Bozzini und die Endoskopie des 19. Jahrhunderts. Krämer, Stuttgart

Nachfolgend zog sich Nitze vorübergehend aus der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zurück und eröffnete eine Privat- und MVZ in Berlin, wo er um die Jahrhundertwende das größte urologische Patientengut weltweit betreute. Eine Erfindung von Thomas Alva Edison (1847 – 1931) brachte Nitze wieder in die Öffentlichkeit zurück. Edison hatte damals die elektrische Glühlampe erfunden. Dies wurde von Nitze genutzt und der wassergekühlte Platindraht für die Beleuchtung des Blaseninneren ausgetauscht mit einem Mignon-Lämpchen, das nachfolgend im Instrument eingebaut wurde. Diese Änderung wurde im April 1887 auf dem 16. Chirurgen-Kongress in Berlin vorgestellt.

Lehrbuch der Kystoskopie

Erstes Lehrbuch der Kystoskopie, M. Nitze, 1889. Beispiel mit Endozeichnungen

Die gesamte Entwicklung des 1. Zystoskopes mit seiner klinischen Anwendung wurde 1889 in Nitzes Lehrbuch zur „Kystoskopie“ im Bergmann-Verlag Wiesbaden veröffentlicht. In diesem Lehrbuch wurden endoskopische Zeichnungen eingebaut, die sehr umfangreich die Pathologien im Blaseninneren beschreiben.

Nitzes Arbeit führte er ebenfalls in einer Habilitationsschrift zusammen. Diese legte er 1889 vor. Ernst Gustav Benjamin von Bergmann, der Chirurg an der Universität in Würzburg und Berlin gewesen ist, begutachtete diese Arbeit und befürwortete sie. Nitze erhielt als erster eine außerordentliche Professur für Urologie in Deutschland. Die Urkunde erhielt er von der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin am 11. August 1900.

Die Bedeutung Nitzes zeigt sich auch daran, dass er 1902 unmittelbar nach Gründung der amerikanischen Gesellschaft für Urologie in New York zum Ehrenmitglied ernannt wurde. 1904 erhielt er in Paris im Rahmen eines internationalen medizinischen Kongresses den Grand Prix.

Über 10 Jahre hatte Nitze mit vielen anderen Urologen dafür gekämpft, aus dem Verband der deutschen Naturforscher und Ärzte eine eigene Fachgesellschaft zu gründen. Am 16. September 1906, kurz nach dem Tod von Nitze, war dies dann geschafft. Gründungsort war Stuttgart. Im gleichen Jahr wurden die entsprechenden Fachzeitschriften zur Zeitschrift für Urologie zusammengefasst. Bereits 1907 gab es dann den 1. Kongress der Deutschen Urologen in Wien.

Die Entwicklung des Zystoskopes war nur durch die Zusammenarbeit mit hervorragenden Instrumentenbauern, wie im Vorfeld genannt, Deicke in Dresden, Leiter in Wien, Dedert in Berlin sowie die Gebrüder Löwenstein, möglich. Neben dem Urethro- und Zystoskop entwickelte Nitze nachfolgend noch weitere Endoskope, wie das Irrigationszystoskop, das Fotografierzystoskop, das Operationszystoskop, bei dem er die Mitteldorbschlinge zum Resezieren von Harnblasentumoren zum Einsatz brachte. 1897 nahm er den Gedanken des kubanischen Urologen Albarrán y Dominguez zum Anlass und erweiterte das Zystoskop mit dem sogenannten Albarrán-Hebel, der für das Führen von Instrumenten durch das Zystoskop heute noch Anwendung findet. 1897 erfolgte durch Nitze die erste Elektroresektion der Prostata transurethral. Auch hierzu setzte er galvanischen Strom für die Erhitzung der verwendeten Schlinge ein. Die Entwicklung der Trokarzystoskopie hat bis heute Auswirkungen. Alle nachfolgenden Dinge, wie die Laparoskopie, die Thorakoskopie, die Arthroskopie sowie auch alle weiteren urologischen perkutanen Verfahren bis hin zur robotergestützten Chirurgie, bauen auf dem Prinzip, das von Nitze entwickelt worden ist, auf.

Der Arbeit von Nitze und seiner Person an sich wurde immer wieder gedacht. 1937 stellte die argentinische Gesellschaft für Urologie eine Gedenktafel an der Grabstätte von Nitze auf. 1956 gelang es, die Stadt Eisenach dazu zu bewegen, das Grabmal von Nitze zur Ehrenruhestätte zu ernennen. Die Gesellschaft für Urologie der DDR verlieh als höchste Auszeichnung in der Urologie die „Maximilian Nitze-Medaille“. Diese wurde insgesamt mit 75 Exemplaren aufgelegt. Auch die alten Bundesländer verliehen ab 1987 eine „Maximilian Nitze-Medaille“ für Verdienste um die Deutsche Gesellschaft für Urologie. Diese Auszeichnung ist aktuell die höchste Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Urologie und wird durch den Vorstand der Fachgesellschaft nominiert. Unabhängig davon gibt es seit 1953 einen „Maximilian Nitze-Preis“ für besondere wissenschaftliche Arbeiten im urologischen Fachgebiet. Dieser Preis ist aktuell mit 10.000 € dotiert (Stand 2018).
In der Literatur wird immer wieder auf die Arbeiten und die Bedeutung von Nitze eingegangen. Neben deutschen gibt es auch eine ganze Reihe von spanischen und englischsprachigen Veröffentlichungen, nicht zuletzt von chirurgischer Seite.

Zum Anlass werden sowohl Geburtstage als auch Todestage von Nitze und Jahrestage der Entwicklung der Zystoskopie genommen.

Die Bedeutung von Nitze ist insbesondere den Urologen hinreichend bekannt. Der bedeutendste Urologe aller Zeiten und Begründer der modernen Urologie liegt in Eisenach begraben. Wir werden seiner Person und seinem Wirken weiter gedenken. 2012 hat das St. Georg Klinikum die Patenschaft für die Grabpflege inne. Nach langem Überlegen hat das Klinikum zusammen mit dem Förderverein die Finanzierung der Restaurierung der Grabstätte übernommen. Die Arbeiten wurden im September 2018 abgeschlossen. Für diese Weitsicht möchten wir uns als Klinik für Urologie und Kinderurologie ganz herzlich bedanken. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst.

Im nicht lebensbedrohlichen Krankheitsfall ist Ihr Hausarzt für Sie da.

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