Neben dem Refluxgrad sind die Lage der Harnleitermündungen (Ostienlage) und das Aussehen (Morphologie) der Harnleitermündungen (normales, schlitzförmiges Ostium, Stadion-, Hufeisen- und Golflochostium) therapiemitbestimmende Kriterien. Die Lage wird von normal bis stark nach außen verlagert angegeben.
Folge des Refluxes können Nierenfunktionsverlust sowie Bluthochdruck (renal bedingte Hypertonie) als Ausdruck einer Schädigung des Nierengewebes nach wiederholten Entzündungen (Pyelonephritiden) sein.
Grund für die konservativ-medikamentöse Therapie des vesiko-uretero-renalen Refluxes ist die Möglichkeit des spontanen Ausheilens des Refluxes (Maturation) unter Infektprophylaxe innerhalb der ersten sechs Lebensjahre in Abhängigkeit vom Reflexgrad in etwa 40 Prozent. Voraussetzung für eine konservative Langzeittherapie bzw. Infektprophylaxe ist das Ausbleiben sogenannter Durchbruchsinfektionen (Pyelonephritis trotz Antibiotikaprophylaxe). Mittel der Wahl für die Infektprophylaxe sind Nitrofurantoin- und Sulfonamid-Präparate in niedriger Dosierung. Die Infektionsprophylaxe kann zeitlich begrenzt werden. Mit zunehmendem Lebensalter wird die Wahrscheinlichkeit eines spontanen Ausheilens des Refluxes geringer.
Derzeit muss die endoskopische Therapie gerade bei geringgradigen Refluxen favorisiert werden. Die aktuellen Ergebnisse mit Deflux-Unterspritzungen (Dextranomer/Hyaloronsäure-Copolymer (Deflux)) scheinen gerade bei niedriggradigen Refluxen vielversprechend.
Offen operative Therapie: Durch erfolgreich operative Refluxkorrektur ist das Risiko weiterer Harnwegsinfektionen minimiert. Zur Beseitigung des Refluxes im Kindesalter hat sich nach erfolgloser Unterspritzungstherapie die offene Operation mit einer Erfolgsquote von 95 bis 98 Prozent bewährt. Bei beidseitigem Reflux sollte zur Vermeidung einer Blasenfunktionsstörung ein zweizeitiges Vorgehen mit einem freien Intervall von drei Monaten gewählt werden. Laparoskopische Methoden haben sich bisher noch nicht durchgesetzt.