Roboter-assistierte Chirurgie aus Eisenach – Wissen das Europa bewegt
Am St. Georg Klinikum Eisenach hat sich seit Oktober 2019 ein roboter-assistiertes Programm entwickelt, das inzwischen weit über die Grenzen Thüringens hinaus Aufmerksamkeit erregt. Drei da Vinci-Systeme – X, Xi und das Single-Port-System da Vinci SP machen Eisenach zu einem Zentrum, das Maßstäbe setzt. Besonders prägend ist die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von vier Fachdisziplinen – Viszeralchirurgie, Urologie, Gynäkologie und Thoraxchirurgie - die für den Erfolg ein wesentliches Fundament darstellt.
Besonders der da Vinci SP hat in den vergangenen Monaten für eine rasante Weiterentwicklung des Programmes gesorgt und vor allem in der Viszeralchirurgie Wellen geschlagen. Während in den USA der da Vinci SP in der Urologie bereits regelmäßig angewendet wird, steckt die Verwendung dieses Systems in der Viszeralchirurgie in den Kinderschuhen und stellt vor allem in Europa vollkommenes Neuland dar. Umso bemerkenswerter ist die Vorreiterrolle, die das St. Georg Klinikum hier einnimmt.
Dr. Dr. med. Mille zum Deutschen Chirurgenkongress in München. Präsentation der ersten klinischen Ergebnisse mit dem da Vinci SP innerhalb Deutschlands.
Pionierarbeit made in Eisenach
Unser Klinikum war eines von zwei Krankenhäusern in Deutschland, das den da Vinci SP eingeführt hat und das System für zahlreiche viszeralchirurgische Eingriffe nutzt. Die Entwicklung verläuft dabei rasant. Nach anfänglich einfacheren Operationen wie Gallenblasenentfernungen folgte rasch der Schritt zu komplexeren onkologischen Eingriffen. Zu den Meilensteinen zählen die erste rechtsseitige Hemikolektomie, die erste Gastrektomie und die erste Pankreaslinksresektion, die europaweit mit dem SP durchgeführt wurden.
Bereits nach wenigen Monaten erzielte das Team um Chefarzt Dr. Dr. Mille beeindruckende Ergebnisse – insbesondere bei kolorektalen Eingriffen spielt das System seine Besonderheit, komplette Eingriffe über nur einen Schnitt durchführen zu können, hervorragend aus.
Heute sind deswegen insbesondere Darmoperationen ein Schwerpunkt und gehören zum Standardrepertoire in Eisenach. Bei der rechtsseitigen Hemikolektomie gelingt es dem Eisenacher Team sogar, den kompletten rechten Dickdarmanteil über lediglich einen kleinen Schnitt in der Bikinizone zu entfernen. „Das Verfahren ist nicht nur kosmetisch überzeugend, sondern beschleunigt auch die Erholung deutlich“, so Mille. Dies zeigt wie minimal-invasiv und patientenschonend hochmoderne Chirurgie sein kann.
International gefragt – Eisenach ist der Robotik-Hotspot
Chefarzt Dr. Dr. Mille ist bereits seit 2021 Proctor für Intuitive Surgical. Er unterstützt Chirurgen europaweit bei der Etablierung robotischer Verfahren und der Durchführung komplexer Eingriffe. Bis dato hat er mehr als 100 Chirurgen bei roboter-assistierten Eingriffen (von der Speiseröhre bis hin zum Mastdarm) unterstützt. Seit Februar 2025 ist Dr. Dr. Mille außerdem als erster und bislang einziger europäischer Proctor für den da Vinci SP in der kolorektalen Chirurgie tätig. „Diese Auszeichnung ist für mich eine große Ehre“, betont Dr. Dr. Mille. „Aber sie ist vor allem ein Erfolg unseres gesamten Teams. Ohne die Expertise und das Engagement unserer OP-Pflege, Anästhesie, Stationspflege und der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen wäre ein solches innovatives Programm niemals möglich.“
Was ist Proctoring eigentlich?
Bei sog. Proctoring begleiten ausgewählte und besonders erfahrene Operateure andere Chirurgie bei der Einführung neuer chirurgischer Verfahren oder bei komplexen Eingriffen.
Dies beginnt meist mit einer Hospitation. Dabei werden Proctoren von den jeweiligen Chirurgen an der Heimatklinik besucht, um robot. Eingriffe live zu erleben. Im Anschluss unterstützt Dr. Dr. Mille die entsprechenden Chirurgen bei Ihren Eingriffen vor Ort – direkt im OP.
„Proctoring bedeutet mehr, als nur chirurgische Schritte am OP-Roboter zu erklären“, erklärt Dr. Mille weiter. „Es geht auch um das große Ganze: von der OP-Vorbereitung, Setup, Teamabläufe bis zur sicheren Umsetzung komplexer Eingriffe.“ Bislang hat Dr. Dr. Mille Chirurgen in Spanien, Frankreich, Deutschland und Österreich in ihrer Klinik vor Ort unterstützt. Zuletzt unterstützte er die erste rechtseitige SP-Hemikolektomie in Österreich als Proctor – ein Highlight, das ihm als gebürtigen Österreicher natürlich besonders am Herzen lag und mit Stolz erfüllt.
Eisenach zieht internationale Gäste an
Die Expertise aus Eisenach zieht aber auch internationale Gäste an: Chirurgen aus London, Paris, Barcelona, Wien, Salzburg und bald auch vom renommierten Karolinska-Institut in Stockholm waren zu Gast bei Dr. Dr. Mille. Selbst Pioniere der laparoskopischen Chirurgie wollten sich bereits vor Ort ein Bild des Programmes machen.
Aber auch digital werden Erfahrungen geteilt: Über sogenannte Remote Case Observations wurden bereits roboter-assistierte Eingriffe live nach Barcelona, London und Dubai übertragen. So ist es Chirurgen möglich, virtuell am Eingriff teilzunehmen, die einzelnen OP-Schritte zu beobachten und sich mit dem Operateur auszutauschen. Ein Höhepunkt war die Übertragung zweier SP-Eingriffe beim „RoboClub 2025“, an dem zahlreiche Chirurgen virtuell teilnahmen.
Auch auf nationalen bzw. internationalen Kongressen ist Dr. Dr. Mille ein gefragter Referent – zuletzt in Paris, Amsterdam, Wien und München. Demnächst stehen auch Vorträge auf großen Kongressen zur onkologisch-chirurgischen Therapie in Göteborg als auch in Spanien an.
Mehr Möglichkeiten für Patienten
Der da Vinci SP ergänzt die bereits etablierten Multi-Port-Systeme (da Vinci Xi und X) und eröffnet neue Optionen für Patienten, bei denen bisherige Zugangswege an ihre Grenzen stoßen. „Die Tatsache, dass wir nun die Möglichkeit haben über einen einzelnen Zugang komplette Eingriffe durchzuführen, lässt uns die Grenzen der minimal-invasiven Chirurgie noch weiter zum Wohle unserer Patienten verschieben“, erklärt Dr. Dr. Mille.
Gerade in der Darmkrebschirurgie sind die Vorteile messbar und in aller Regel können Patienten nach einem großen Dickdarmeingriff bereits am vierten Tag postoperativ das Krankenhaus verlassen. Dies ist mehr als doppelt so schnell wie die durchschnittliche Verweildauer im Rahmen derartiger Eingriffe in Deutschland.
Ein starkes Team, ein klares Ziel
„Wir haben in Eisenach ein roboter-assistiertes Zentrum aufgebaut, das Maßstäbe setzt – und das weit über Thüringen hinaus“, sagt Dr. Dr. Mille. „Aber die wahre Stärke liegt im Team, das jeden Tag Spitzenmedizin möglich macht.
Das St. Georg Klinikum zeigt erneut: Hightech-Medizin muss kein Privileg universitärer Einrichtungen sein. Dank eines klaren robotischen Zukunftskonzepts, interdisziplinärer Zusammenarbeit und viel Leidenschaft gelingt in Eisenach die chirurgische Versorgung von morgen schon heute und setzt neue Maßstäbe.
Im nicht lebensbedrohlichen Krankheitsfall ist Ihr Hausarzt für Sie da.
Ist Ihr Hausarzt nicht zu erreichen, steht Ihnen der Kassenärztliche Notdienst unter der zentralen, kostenfreien Tel. 116 117 zur Verfügung. Der Behandlungsraum befindet sich neben der Notfallaufnahme im St. Georg Klinikum Eisenach.
Lebensbedrohliche Notfälle werden in der Notfallaufnahme behandelt. Notruf 112!